Der Spielplan 2020/21 ist eine Mischung aus Sonder- und Regelspielplan, um möglichst flexibel auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können. Dieses Programm, inklusive konkreter Premieren- und Vorstellungstermine, wird saisonal in vier Phasen veröffentlicht. Dazu erscheint vierteljährlich ein Magazin, das wir Ihnen hier auch online präsentieren wollen.
Vorverkaufsbeginn und Tickets:
In der Spielzeit 2020/21 gehen die Tickets jeweils am ersten Werktag des Vormonats in den Verkauf. Der Vorverkauf für die Vorstellungen im September 2020 beginnt somit am 01.08.2020, für die Vorstellungen im Oktober am 01.09.2020.
Die Premieren und Angebote bis Mitte November:
Audiowalk nach Motiven von Franz Kafka
Regie: Kieran Joel
Wiederaufnahme: 12.09.2020, Karl-Pschigode-Platz
von Heinrich von Kleist
Regie: Jan Philipp Gloger
Premiere: 18.09.2020, Kammerspiele
von Boris Nikitin
Regie: Boris Nikitin
Premiere: 19.09.2020, Schauspielhaus
Compagnievorstellung
Ballettdirektor Goyo Montero präsentiert in einem offenen Training die bewährten und die neuen Ensemblemitglieder und zeigt choreografische Ausschnitte aus den Produktionen der neuen Spielzeit.
26.09.2020, Opernhaus
Musiker*innen der Staatsphilharmonie widmen sich besonderen Werken der Kammermusik.
01.10.2020, Germanisches Nationalmuseum
Oper von Claudio Monteverdi
Musikalische Leitung: Joana Mallwitz
Regie: Jens-Daniel Herzog
Orchesterfassung: Frank Löhr und Joana Mallwitz
Premiere: 02.10.2020, Opernhaus
- Kammerkonzert
04.10.2020, Opernhaus
von Sophokles
Regie: Andreas Kriegenburg
Premiere: 10.10.2020, Schauspielhaus
Operngala mit Mitgliedern des Opernensembles
Arien und Ensembles aus Oper und Operette
Premiere: 11.10.2020, Opernhaus
Mobile Kinderoper von Wiebke Hetmanek
Staatsphilharmonie Nürnberg
18.10.2020, Opernhaus
Klavier: Gabriela Montero
Dirigentin: Joana Mallwitz
Staatsphilharmonie Nürnberg
23.10.2020
Ein Tanzstück „Über den Wolf“ (UA) von Goyo Montero
Musik von Sergej Prokofjew und Owen Belton (Neukomposition)
Premiere: 24.10.2020, Opernhaus
von René Pollesch
Regie: René Pollesch
in Kooperation mit N2025
Premiere: 30.10.2020, Schauspielhaus
Theaterparcours von und mit dem Schauspielensemble
Premiere: 06.11.2020, in den Räumen des Schauspielhauses
BAJAZET (IL TAMERLANO)
Oper von Antonio Vivaldi
Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Regie: Nina Russi
Premiere: 07.11.2020, Opernhaus
SCHULPLATZMIETE ON TOUR (ab Klasse 9)
Schauspiel, Ballett, Oper und Konzert kommen in die Aula oder Turnhalle zu Besuch.
DAS KLEINE PLUS ON TOUR (4+)
Mitglieder der Staatsphilharmonie kommen als Orchesterpat*innen vor und in Kindergärten, Grundschulen, Seniorenheime. Die mobile Kinderoper „Herr Orpheus geht zur Schule“ kann von Grundschulen gebucht werden und für Kindergärten macht sich „Jonas kleine Oma“ auf den Weg.
Spielzeitvorschau Oper
In einer Zeit, in der die Corona-Pandemie wesentliche Teile des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens bestimmt, ist es für das Theater unerlässlich, sich künstlerisch mit diesen elementaren Einschnitten auseinanderzusetzen. Durch die Schließung der Theater wurden ihnen zugleich die Mittel versagt, auf diese Situation reagieren zu können.
Dieses Gefühl der Ohnmacht nimmt Staatsintendant und Operndirektor Jens-Daniel Herzog zum Ausgangspunkt seiner ersten Inszenierung der Spielzeit 2020/21, und zwar mit einer der ersten Opern überhaupt: Claudio Monteverdis „L‘ORFEO“. Obwohl über 400 Jahre alt, ist sie aktueller denn je. Sie zeigt eine Welt der Lebenslust, der Lebensgier, der Konsumfreude, die sich von einem Moment auf den anderen in ihr Gegenteil verwandelt. Und mittendrin Orpheus, der den Tod von Eurydike nicht akzeptieren will und kann und sein Schicksal herausfordert. Für die Nürnberger Aufführung entwickelt Joana Mallwitz gemeinsam mit dem Komponisten Frank Löhr eine eigene Orchesterfassung, die alte Instrumente und modernen Orchesterklang dramaturgisch miteinander verbindet.
Im Rahmen einer OPERNGALA werden Mitglieder des Opernensembles Arien und Ensembles aus Oper und Operette präsentieren. Begleitet werden sie dabei von Musikerinnen und Musiker der Staatsphilharmonie Nürnberg.
Gut 120 Jahre nach „Orfeo“ wurde Antonio Vivaldis „Bajazet“ in Verona uraufgeführt. Die Gefangennahme des Sultans Bajazet durch den Tatarenfürsten Tamerlan inspirierte Agostino Piovene zu einem Libretto, das von zahlreichen Komponisten des 18. Jahrhunderts vertont wurde. Ein Glück für Antonio Vivaldi, der sich bei seiner Komposition des Stoffes für ein Pasticcio entschied: Er selbst schrieb nur einige Arien, für die restlichen griff er auf die „Tamerlano“-Opern seiner Kollegen zurück. Das Ergebnis ist eine Art Best-of dessen, was das Musiktheater seiner Zeit zu bieten hatte. Am Staatstheater Nürnberg wird die Barockoper unter dem Titel „BAJAZET (IL TAMERLANO)“ in einer Inszenierung von Götz-Friedrich-Preisträgerin Nina Russi und unter der musikalischen Leitung von dem Barockexperten Wolfgang Katschner auf die Opernbühne gebracht.
Spielzeitvorschau Schauspiel
Der Corona-bedingte Lockdown traf auch das Schauspiel unvorbereitet hart: Premieren mussten kurzfristig abgesagt, Einladungen zu Festivals wie zum Heidelberger Stückemarkt und den Bayerischen Theatertagen konnten nicht wahrgenommen werden. Im Spielplan 2020/21 soll nun auf zwei Arten mit der Krise umgegangen werden: Inhaltlich, im Blick auf die Themen und Fragen der neuen Realität, aber auch formell, indem versucht wird, die weit greifenden Einschränkungen produktiv zu machen für neue Formen und Räume oder radikale Reduktion.
Eröffnet wird die Spielzeit 2020/21 mit Jan Philipp Glogers Inszenierung von „DAS ERDBEBEN IN CHILI“ von Heinrich von Kleist. Mit beeindruckender sprachlicher Wucht erzählt Kleist in seiner Novelle von einer Katastrophe, die die gewohnte Ordnung brutal außer Kraft setzt. Zudem untersucht Gloger darin die Form des Erzähltheaters: Was schafft die reine Sprache auf der Bühne? Was kann es für ein Ereignis werden, Figuren beim Erzählen zuzusehen?
Bereits in der Spielzeit 2019/20 bot die Webserie „Erste Staffel“ im Digitalen Fundus und auf der BR Kulturbühne spannende Einblicke in den Entstehungsprozess der Produktion „ERSTE STAFFEL. 20 JAHRE GROßER BRUDER“ von Boris Nikitin. Nun wird das Stück mit Texten aus dem Reality-TV, von George Orwell und anderen im Nürnberger Schauspielhaus uraufgeführt. Mit einem neuen TV-Format über eine Handvoll Unbekannter in einem Container begann kurz nach der Jahrtausendwende ein neues Zeitalter, das Nikitin rekonstruiert: Das Private wird schamlos zur Schau gestellt, Sichtbarkeit wird zur neuen Arbeit und Aufmerksamkeit zur Leitwährung.
Nach seiner von Publikum und Presse gleichermaßen gefeierten Inszenierung von Ibsens „Nora“ wird Andreas Kriegenburg wieder für das Nürnberger Schauspiel inszenieren und mit „ANTIGONE” von Sophokles nicht nur die Reihe der antiken Stoffe fortsetzen, sondern auch danach fragen, welche Ambivalenzen eine Auflehnung gegen die Regeln des Staates in der aktuellen Weltlage lostreten kann.
In Kooperation mit N2025 bringt das Staatstheater am 30.10.2020 mit „TAKE THE VILLA AND RUN!“ eine Uraufführung von René Pollesch auf die Schauspielbühne. Der Dramatiker, Regisseur und designierte Intendant der Volksbühne Berlin zählt zu den renommiertesten und originellsten Theatermachern Deutschlands und wird das erste Mal am Staatstheater Nürnberg inszenieren. Seine Arbeiten entstehen direkt auf der Bühne. Auch das neue Stück für das Staatstheater Nürnberg wird er gemeinsam mit Mitgliedern des Schauspielensembles entwickeln.
Mit einem THEATERPARCOURS wird das Schauspiel nach monatelangem Shutdown sein Haus wieder weit öffnen. In vielen kleinen, individuellen Szenen blickt das Schauspielensemble auf die vergangene Krise und das zukünftige Miteinander, befragt die Rolle der Kunst und feiert die Lust am Theater.
Darüber hinaus stehen auch einige weitere Projekte im späteren Verlauf der Spielzeit bereits fest, darunter ein Projekt von Philipp Löhle und Jan Philipp Gloger unter dem Arbeitstitel „NEUE NORMALITÄT“ im Zeichen der formellen wie inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Corona-Krise, eine Inszenierung von Racines „PHÄDRA“ von Anne Lenk sowie eine musikalische Version von Lewis Carolls „ALICE IM WUNDERLAND“ in der Regie von Johanna Wehner und mit Musik von Vera Mohrs und Kostia Rapoport.
Spielzeitvorschau Ballett
Tanz lebt vom Kontakt zweier und mehr Menschen. Diese Prämisse bzw. die Corona-bedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten haben Ballettdirektor Goyo Montero in seinem Nachdenken über Tanzkunst, Choreografie und Bewegungsrepertoire wesentlich beeinflusst und viele Fragen aufgeworfen: Wovor hatten/haben wir Angst? Was macht die Isolation mit uns? Wie stark irritiert uns die angeordnete Distanz? Fragen, die zu dem berühmten musikalischen Märchen „Peter und der Wolf“ führten, in dem sich die Hauptfigur Peter nicht nach draußen traut, da dort Gefahr in Gestalt eines Wolfes lauert.
„ÜBER DEN WOLF“ ist eine Choreografie nach Prokofjews ikonischem Werk, die Jugendlichen wie auch Erwachsenen einen Zugang zu eigenen inneren Anteilen und Gefühlswelten ermöglichen soll. Die ursprüngliche Geschichte dient als Grundlage der Idee, verschiedene innere Stimmen im Kopf eines einzigen, durch Isolation traumatisierten Protagonisten, verkörpert durch Kammerschauspieler Thomas Nunner, zum Leben zu erwecken. Monteros langjähriger künstlerischer Partner, der Komponist Owen Belton, wird Prokofjews Partitur mit seinem atmosphärischen Sounddesign kombinieren.
Für die weitere Spielzeit ist neben der VORSTELLUNG DER BALLETTCOMPAGNIE das von Goyo Montero konzeptionierte und choreografierte Tanzstück „GOLDBERG“ geplant, eine Reflexion über das psychologisch spannende Zwischenreich von Wachen und Träumen – inspiriert von und kreiert zu den weltberühmten gleichnamigen Variationen von J.S. Bach. Owen Belton wird auch in dieser Produktion Auszüge aus dem Original mit einer Neukomposition verbinden.
Ferner verfolgt das Ballett weiter den Ausbau des Repertoires mit wegweisenden und international anerkannten Gästen. In dem Ballettabend „NAHARIN/CLUG/MONTERO“ kehrt Meisterchoreograf Ohad Naharin mit „Secus“ nach Nürnberg zurück, der Rumäne Edward Clug, derzeit weltweit einer der gefragtesten Choreografen, zeigt erstmals eine Kreation („Handman“) und Goyo Montero präsentiert sein für das das Junior Ballett Zürich kreiertes Stück „Submerge“. Der Dreiteiler sollte ursprünglich bereits in der Spielzeit 2019/20 gezeigt werden, musste jedoch Corona-bedingt abgesagt werden.
Spielzeitvorschau Konzert
Die Absage sämtlicher Livekonzerte der Staatsphilharmonie Nürnberg in den vergangenen Monaten hat Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz und den Orchestermusikerinnen und -musiker auf schmerzliche Weise klargemacht, dass das gemeinschaftlichen Musizieren und Musikhören durch nichts zu ersetzen ist. Zugleich führte diese forcierte Stille zu einer Explosion der Kreativität. So entstanden kleine musikalische Formate, ob an offenen Fenstern, in den Innenhöfen von Seniorenheimen und Hospizen oder in Form von digitalen Beiträgen.
Zudem bot der unfreiwillige Stillstand auch die Chance, ungewohntes Repertoire zu erforschen, mit Abstandsregeln und räumlichen Klang-Effekten spielerisch umzugehen, neue Orte zum Musizieren zu entdecken und künstlerische Antworten auf die ungewohnte Situation zu finden: Der Videorundgang durch Beethovens 7. Sinfonie in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk machte das Format der Expeditionskonzerte einmal auf andere – nämlich digitale – Art erlebbar. Für die kleinen Besucherinnen und -besucher wurde eigens eine Hörspielfassung von „Jonas kleine Oma“ und ein digitaler „Alternativer Karneval der Tiere“ kreiert. Schließlich führten die Verwandlungs-Konzerte erstmals wieder Publikum ins Opern- und Schauspielhaus. Und so soll es auch in der Spielzeit 2020/21 weitergehen. Mit hochkarätigen, live gespielten Konzerten vor Publikum.
Eröffnet wird die Reihe der PHILHARMONISCHEN KONZERTE der Staatsphilharmonie Nürnberg mit dem Klavierkonzert KV 466 von Wolfgang Amadeus Mozart und Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta von Béla Bartók. Mozarts Klavierkonzert war in der Romantik wegen seines leidenschaftlichen Impetus das beliebteste unter den Pianisten. Bartóks Komposition ist schon aufgrund der ungewöhnlichen Besetzung bemerkenswert. Mit der vitalen, raffinierten Rhythmik und dem impressionistischen Klang ist sie nicht nur ein Hauptwerk des Komponisten, sondern auch ein musikalisches Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts. Es dirigiert Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz, am Klavier ist die international gefeierte venezolanische Pianistin und Komponistin Gabriela Montero zu hören.
Unter dem Titel „HERR ORPHEUS KOMMT INS KONZERT“ erzählt das 1. Kinderkonzert mit Hilfe der Kompositionen von Monteverdi, Gluck, Offenbach und anderen augenzwinkernd die beliebte (Opern-) Geschichte über den Mythos von Orpheus. Es handelt sich um die Konzertfassung der Klassenzimmeroper „Herr Orpheus geht zur Schule“ von Wiebke Hetmanek, die das Staatstheater Nürnberg in dieser Spielzeit für Grundschulen anbietet.
Im weiteren Verlauf der Spielzeit wird die Staatsphilharmonie Nürnberg ihre populären Reihen der Philharmonischen Konzerte, der Kammer- und Kinderkonzerte sowie der Expeditionskonzerte fortsetzen.
Spielzeitvorschau THEATERPÄDAGOGIK/PLUS
Auch die Theaterpädagogik unter der Leitung von Anja Sparberg wird ihr Programm PLUS in der Spielzeit 2020/21 den besonderen Bedingungen anpassen. Auf Grund des stark eingeschränkten Platzangebotes in den Spielstätten des Staatstheaters wird die „SCHULPLATZMIETE ON TOUR“ (ab Klasse 9) gehen. Die jugendgerechten Produktionen aus Schauspiel, Oper, Ballett und Orchester werden – sobald es möglich ist – in den Räumlichkeiten der Schulen gezeigt, die ersten Schulen haben bereits Interesse angemeldet.
Auch das Programm für die jüngeren Vorschulkinder und Grundschülerinnen und -schüler geht unter dem Titel „DAS KLEINE PLUS ON TOUR“ (ab 4 Jahren) auf die Reise: Mitglieder der Staatsphilharmonie kommen als Orchesterpatinnen und -paten vor und in Kindergärten, Grundschulen und Seniorenheime, die mobile Kinderoper „Herr Orpheus geht zur Schule“ kann von Grundschulen gebucht werden und „Jonas kleine Oma“ begibt sich in die Kindergärten. Der Digitale Fundus wird in der Spielzeit 2020/21 auch zu einer Fundgrube für Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer. Digitale Führungen informieren beispielsweise über die verschiedenen Berufe und erzählen von kuriosen Theatersituationen und Musikerinnen und Musiker stellen ihre Instrumente vor. Zu den digitalen - aber auch analogen - Angeboten der Theaterpädagogik zählen außerdem Workshops und Seminare.
Auch das Klubleben mit dem Jugendclub, dem Dienstags- und dem inklusiven Mittwochsklub wird nach einer ausschließlich digitalen, aber durchaus fruchtbaren Phase (Hörspiele, Tanzvideos und Filme) wieder im analogen Rahmen stattfinden, wenn auch angesichts der Einschränkungen in angepasster Form.