Staatstheater Nürnberg
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Schauspiel

Sex Arbeit (UA)

Rechercheprojekt von Wenzel Winzer

Regie: Wenzel Winzer

Mittwoch, 21.10.2020

20.15 - 21.30 Uhr

Kammerspiele

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Das Geschäft mit der Lust ist fester Bestandteil fast jeder Zivilisation, begleitet von gemischten Gefühlen aus Anziehung, Abscheu und Mitleid. Es sind überwiegend Frauen, die sexuelle Dienstleistungen anbieten. Sie werden verachtet und begehrt, auf Sockel gehoben und stigmatisiert. Prostitution ist hierzulande legal, wird aber immer auch als zwielichtig empfunden. Aber sind Zwang und Gewalt tatsächlich Bestandteil der Branche selbst? Sicher ist: Das Geschäft läuft. Es generiert deutschlandweit ca. 14,5 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr, etwa das Volumen der früheren Karstadt Quelle AG. Die Quelle ist Geschichte, an der Frauentormauer floriert das Geschäft. Dort begann die Recherche, die nun am Richard-Wagner-Platz in einem Stück über die zerklüftete Landschaft mündet, in der Sex Arbeit ist.

Beschreibung

Kann Sex eine normale Arbeit sein und wo beginnt und wo endet überhaupt Sexarbeit? Ist Prostitution per se moderne Sklaverei oder eine der entschiedensten Formen der Selbstbestimmung? Kann Sexarbeit, wo sie doch der ultimative Ausdruck betonierter sexistischer Machtverhältnisse ist, zugleich feministischer Ausbruch aus heteronormativen Strukturen bedeuten? Mitten in die Differenzierung zwischen diesen Polen zielt Wenzel Winzers Rechercheprojekt „Sex Arbeit“. Winzer hat Interviews mit Menschen jeden Alters und Geschlechts über ihre Arbeit in der Sexindustrie und auch in deren eben auch problematischem Umfeld geführt. Aus umfangreichen Recherchen hat er mit drei Schauspielerinnen eine Annäherung an das Phänomen destilliert, das – als florierender Wirtschaftszweig und Spiegel der Gesellschaft – wie kaum ein anderes polarisiert. Und je näher wir heranrücken, desto einfacher und komplizierter zugleich erscheint es. Kategorien wie „Pro“ und „Contra“, „gut“ und „schlecht“, „Problem“ und „Lösung“ verschwimmen. Klischierte Bilder und klare Meinungen brechen auf und setzen sich anders (vielleicht) wieder neu zusammen.

Im Rahmen der Recherche interviewte Wenzel Winzer über mehrere Monate deutschlandweit, jedoch mit speziellem Fokus auf die Metropolregion Nürnberg, Sexarbeiterinnen sowie Mitarbeiterinnen von Vereinen und Beratungsstellen wie Kassandra e.V. oder JADWIGA, studierte Gesetzestexte, verfolgte politische und gesellschaftliche Debatten und stöberte natürlich auch im Internet. Aus diesem Material entstand eine Theaterfassung, die teils diejenigen unmittelbar zu Wort kommen lässt, für die Sex Arbeit ist, aber auch die Auseinandersetzung des Teams mit dem Thema erfahrbar macht. Wie „kommt man dazu“, was sind die realen alltäglichen Erfahrungen und Beobachtungen, wie ist der Umgang der Kunden und mit den Kunden, welche Bedürfnisse, aber auch welche Abgründe werden sichtbar, und in welchem gesellschaftlichen Kontext findet Sexarbeit statt? Auch die rechtliche Situation spielt eine Rolle: im Hinblick auf einen doch eigentlich inzwischen ganz legalen Wirtschaftszweig, aber auch in Bezug auf problematische Ausbeutungsdynamiken bis hin zur Bekämpfung eindeutiger Verbrechen. Was hilft? Verbot, nordisches Modell, Normalisierung und Eingliederung ins Gewerberecht? Klischees, Rollenbilder, wahre Kerne und ideologische Narrative, Symptome, Ursachen, Abhängigkeiten, genau beobachtete Details und das Luftbild einer unübersichtlichen Landschaft treffen aufeinander.

Und doch beziehen Winzer und Team klar Position – vor allem für eine differenziertere Sicht und offenes Zuhören. Im Rahmen von mehreren Publikumsgesprächen, teils mit Expertinnen aus der Recherche als Gäste, erhalten in diesem Sinne auch die Perspektiven der Besucherinnen ein Forum.

Wir danken den Gesprächspartnerinnen der Recherche und den beratenden Expertinnen, insbesondere den Nürnberger Fachberatungsstellen Kassandra e.V. und Jadwiga.

Die Inszenierung verwendet der Thematik entsprechend explizite Sprache.

Team

Regie

Bühne und Kostüme

Dramaturgie

Termine und Besetzung

Besetzung am 21.10.2020

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Fotos
FOTO(S) © Konrad Fersterer
Pressestimmen
Nürnberger Nachrichten

"'Sex Arbeit' ist ein Theater-Vergnügen und ein gelungenes Stück Aufklärung – nicht über Sex an sich, sondern über seinen Wert als Ware."

  • Katharina Erlenwein, Nürnberger Nachrichten
Nürnberger Zeitung

"Für sein Debüt hat (Wenzel Winzer) lange recherchiert, mit vielen Frauen gesprochen, viele Geschichten kennengelernt. Aus all den Interviews, aus statistischem Material, aus Funden im Internet hat er eine schnelle, schlagende Text-Montage geschnitten."

  • Herbert Heinzelmann, Nürnberger Zeitung
Bayerische Staatszeitung

"(Adeline Schebeschs) Monolog von einer Nürnberger Rentnerin, die im Doppeljob Friseurin/Prostituierte war und ihren Austrag im gemütlichen „Weinparadies“ in der Südstadt hatte, war der größte Lustgewinn des Abends..."

  • Uwe Mitsching, Bayerische Staatszeitung

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