Selen Karas deutschsprachige Erstaufführung von „I love you, Turkey!“ von Ceren Ercan, die am 5. Oktober 2019 am Staatstheater Nürnberg ihre Premiere feierte, ist zum Festival „Radikal Jung“ eingeladen, das in diesem Jahr vom 25. April bis 3. Mai zum 16. Mal stattfindet. Gezeigt werden Inszenierungen junger Regisseur*innen am Münchner Volkstheater. Ziel des Festivals ist es, die neue Generation der Theatermacher zu fördern, ihre thematischen und ästhetischen Vorlieben aufzuzeigen und sowohl einem Fachpublikum als auch einer breiten Öffentlichkeit Perspektiven einer möglichen Theaterlandschaft von morgen aufzuzeigen. Im Rahmen von „Radikal Jung“ wird Selen Karas „I love you, Turkey!“ am 28. April auf der Großen Bühne des Münchner Volkstheaters gezeigt.
Aufgrund der unsicheren Lage bezüglich COVID-19 wurde das gesamte Festival abgesagt.
In einem Waschsalon begegnen sich fünf junge Leute, die auf ganz unterschiedliche Weise die Sorge um politische und gesellschaftliche Zustände in ihrer Heimat umtreibt. Sie sind diejenigen, die am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, in der Türkei zu bleiben, anstatt sie – wie viele ihrer Generation – zu verlassen. In zunehmend aufgeheizter Atmosphäre spiegeln ihre Gespräche die aktuelle unklare Lage des Landes. Birgt das Chaos eine Chance für die Zukunft? Ceren Ercans kraftvoller Bühnenessay, ein Highlight des Internationalen Theaterfestivals in Istanbul 2017, erzählt so wütend wie lustvoll von der Schwierigkeit, das eigene Land zu lieben. Das Stück ist der erste Teil einer Trilogie, in der sich die türkische Dramatikerin und Dramaturgin Ceren Ercan mit der Situation der Türk*innen befasst, die in ihrem Heimatland verblieben sind („I love you, Turkey!“), die es verlassen haben ("Berlin Zamanı") und die sich dort versteckt halten („Der Traum von Teheran“). „I love you, Turkey!“ entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble des BBT Istanbul, des städtischen Theaters aus dem oppositionellen Arbeitervorort Bakirköy, die es im Rahmen des Theaterfestivals in Istanbul 2017 zur Uraufführung brachten.
Selen Kara studierte Theater- und Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Sie wirkte bei studentischen Theaterproduktionen mit, die zu Festivals nach Istanbul, Liège und Minsk eingeladen wurden. Außerdem arbeitete sie bei dem Film „Fraktus“ von Studio Braun als Regieassistentin. 2012-14 war sie Regieassistentin am Schauspielhaus Bochum, wo sie mit Roger Vontobel, Anselm Weber und David Bösch arbeitete. Am Schauspielhaus Bochum inszenierte sie „Blaubart – Hoffnung der Frauen“ von Dea Loher und die Uraufführung „Träum weiter“ von Nesrin Şamdereli, der Drehbuchautorin von „Almanya – Willkommen in Deutschland“. Mit dem Musiker Torsten Kindermann realisierte sie am Theater Bremen mit großem Erfolg den Sezen Aksu-Liederabend „Istanbul“ sowie die musikalische Produktion „Bang Bang“. In Nürnberg inszenierte sie zuletzt 2018 den Nürnberger Liederabend „Die Musik war schuld“.
„I love you, Turkey!“ (DSE) ist wieder am 14.05.2020 in den Kammerspielen zu sehen.