Staatstheater Nürnberg
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Schauspiel   

Auf­füh­rung einer ge­fälsch­ten Pre­digt über das Ster­ben (UA)

von Boris Nikitin und Malte Scholz

Regie: Boris Nikitin

Sonntag, 27.01.2019

19.00 - 20.30 Uhr

Vorstellung

18:30 Uhr Einführung

Kammerspiele

Abo K11

Predigt 04

Boris Nikitin, dessen international tourende Arbeiten die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit auf eine neue Stufe heben (Theater der Zeit), nimmt für sein Projekt das Format der evangelikalen Predigt zum Ausgangspunkt. Gemeinsam mit einem Schauspieler, einem Performer und zwei Gospelchören aus der Region geht er der Frage nach, wie Verletzlichkeit zur Fähigkeit werden kann und das Ende zu einem Anfang.

Beschreibung

Ein Gospelchor auf einer Bühne. Und zwei weitere Menschen. Der eine kommt mir bekannt vor, habe ich nicht sein Bild auf der Theater-Website gesehen? Ein Schauspieler. Aber ist er hier als Schauspieler? Und der andere? Ein Prediger? Ist das dokumentarisches Theater? Nein. Oder? Was ist das hier? Eine Art Gottesdienst? Die Versammlung einer evangelikalen Sekte? Doch einfach Theaterfiktion? Boris Nikitins Stücke gehen an die Ränder des Theaters – und manchmal auch darüber hinaus. Er erkundet die Grenze zwischen (vermeintlicher) Realität und Fiktion, dem Dokument und dessen Fälschung und bevorzugt sprengt er diese Kategorien gleich ganz. Die Theaterabende, die daraus entstehen, sind oft roh, grobkörnig, frontal, direkt. Sie spielen mit Rhetorik, propagandistischen Formen, sind widerspenstig. Und dann berühren sie. Können emotional packen. Plötzlich entsteht ein durch und durch „wahrer“ Moment. Aber schon wird er wieder hinterfragt. Was für eine Wirklichkeit wird hier dargestellt – nein, hergestellt? Die Kategorien verschwimmen. Und gerade weil Boris Nikitins Arbeiten so gut wie alles in Frage stellen, gehören sie zum Verführerischsten, was man im Theater erleben kann.

„Erst da, wo ich sterben kann – da, wo ich also leben kann, weil ich nicht mehr leben muss – da beginnt das Politische.“ So formuliert Boris Nikitin einen der Gedanken, die für die Konzeption der „Aufführung einer gefälschten Predigt über das Sterben“ entscheidend sind. In der vielleicht größtmöglichen Selbstermächtigung, dem Annehmen des unvermeidlichen Endes, liegt ein entschiedener und entscheidender Anfang. Möglicherweise sind erst jetzt, unter bewusstem Einsatz der eigenen Verletzbarkeit, souveräne Entscheidungen möglich. Was für ein schöner und eigentlich einfacher Gedanke, den die englische Sprache schon im Wort für Verletzbarkeit auf den Punkt bringt: In vulnerability steckt eben auch ability, die Fähigkeit. Was ist diese Fähigkeit, sich verletzbar zu machen, Verletzung auszuhalten, zu bejahen, Kraft aus ihr zu ziehen? Welche Möglichkeiten, Potentiale setzt sie frei? Kann es erst hier richtig politisch werden, da wo die größtmögliche Entschiedenheit entstehen kann? Geht das nur am Ende oder auch mittendrin? Und ist das Predigt? Propaganda? Oder eben doch Theater?

Termine und Besetzung

Besetzung am 27.01.2019

Januar 2019

Februar 2019

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Fotos
FOTO(S) © Konrad Fersterer
Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung

"Nikitin ist der Wirklichkeitsforscher unter den Theatermachern. Hier erfindet er mit dem Performer Malte Scholz zusammen die 'Aufführung einer gefälschten Predigt über das Sterben', bei der nach drei Sätzen alles gesagt ist: Nur wer die Hoheit über sein Sterben hat, hat auch die freie Entscheidung über sein Leben. Dazu erzählt Scholz die Geschichte vom Tod eines Vaters, der seiner oder Nikitins sein könnte, aber genauso gut frei erfunden.

Jeder Anflug von Theaterbehauptung verschwindet. Und doch bleibt die manipulative Wirkung einer Predigt, unterfüttert von einem Gospelchor."

  • Egbert Tholl, Süddeutsche Zeitung
Die Deutsche Bühne Online

"So eine Arbeit hätte es unter Kusenberg niemals gegeben. Arbeit deshalb, weil der 1979 in Basel als Sohn russisch-slowakisch-französisch-jüdischer Einwanderer geborene Nikitin bewußt offenlässt, ob der Zuschauer in den Kammerspielen eineinhalb Stunden lang einer Performance, einem Projekt, einem Schauspiel oder wirklich einer Predigt beiwohnt."

  • Florian Welle, Die Deutsche Bühne Online
Nürnberger Nachrichten

"Viel Stoff zum Nachdenken und zum Diskutieren gibt diese 'gefälschte Predigt' - manch langjähriger Theaterbesucher zuckt eher genervt mit den Schultern, viele andere sind angetan. Selten wurde so eifrig debattiert im Anschluss an eine Vorstellung. Etwas Besseres kann man sich eigentlich nicht wünschen."

  • Katharina Erlenwein, Nürnberger Nachrichten
Nürnberger Zeitung

"Das muss man ihm lassen: Konsequent ist er ja, dieser Malte Scholz. Und wenn er schon vom Publikum fordert, es solle sich zu seinem Körper und dessen Vergänglichkeit bekennen, zu diesem 'nackten Leben, das wir einfach so geschenkt bekommen haben, kostenlos', dann geht er, der sympathische Performer dieses Stücks, immerhin mit gutem Beispiel voran. Nimmt erst die Brille ab, dann Hemd und Hose, bis er am Ende des Abends völlig unbekleidet auf der Bühne der Kammerspiele verbleibt."

  • Wolf Ebersberger, Nürnberger Zeitung

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